Live-Mitschnitt von Verdis „I Lombardi“ der Opernfestspiele Heidenheim erschienen
„Wunderbare Momente großer Verdi-Kultur“ (Opernglas)
Nach dem grandiosen Erfolg von Giuseppe Verdis dritter Oper Nabucco, die endgültig den Ruf des Komponisten als führenden Opern-Newcomer seiner Zeit besiegelte, waren die Erwartungen an sein nächstes Werk enorm. Und Verdi hielt, was er versprach: Seine vierte Oper I Lombardi alla prima crociata wurde bei ihrer Uraufführung 1843 an der Mailänder Scala frenetisch gefeiert. Die Opernfestspiele Heidenheim setzen mit dieser Produktion ihre Reihe früher Verdi-Opern fort. Die Premiere fand am 19. Juli 2018 im Festspielhaus statt und wurde mitgeschnitten durch Deutschlandfunk Kultur. Die CD erschien am 11. Januar 2019 bei Coviello Classics.
I Lombardi führt direkt hinein in die Zeit der mittelalterlichen Kreuzzüge im Nahen Osten. In der Inszenierung von Tobias Heyder wurde der Plot in die Jetztzeit gespiegelt: die Konfrontation von Muslimen und Christen, im Solera-Libretto vor der historischen Leinwand der mittelalterlichen Kreuzzüge.
Verdi wandte alle Mittel auf, um an den vorangegangen Erfolg anzuknüpfen: Der Gefangenenchor im 4. Akt, mit dem die dürstenden Kreuzfahrer im Heiligen Land ihre Sehnsucht nach der Schönheit ihrer lombardischen Heimat besingen, heißt hier „O Signore, dal tetto natio“. Darauf folgt direkt der martialische Schlachtgesang „Guerra! Guerra!“ zur Erstürmung Jerusalems. Im Stil eines Paganini-Capriccios bettet ein großes Violinsolo die Taufe Orontes ein. Der 4. Akt eröffnet mit einer visionären Traumsequenz Giseldas. Wie in „Nabucco“ kommt auch in „I Lombardi“ dem Chor eine Hauptpartie zu, deren Gestaltung kaum facettenreicher und farbenprächtiger ausfallen könnte. Die Rollen des Chores reichen von Gruppen von Muslimen und Christen über Mailänder Bürgerinnen, Haremsdamen, Soldaten und Pilger bis hin zu einem Trupp von Mördern sowie himmlischen Jungfrauen. Lebhaft, mit Spielfreude und mit einem „warmen flexiblen Ton“ (Opera Magazine) zeigt der Philharmonische Chor Brünn, dass er in den letzten Jahren zu Recht zum Favoriten des Publikums und der Kritiker wurde.
Die beiden zentralen Partien der lombardischen Kreuzfahrer-Anführer werden gesungen von Marian Talaba (als Arvino) sowie von Pavel Kudinov (als Pagano), der als Bass mit seiner „fundamentalen Tiefe prunkt“ (Südwest Presse). Die Polin Ania Jeruc gestaltet „atemberaubend“ (ebd.) mit ihrem Spinto-Sopran die Figur der Giselda. Die von Marcus Bosch gegründete Cappella Aquileia bestärkt ihren außerordentlichen Ruf für Verdi-Interpretationen und musiziert „farbenreich und energiegeladen“ (Opernwelt). Für das Opera Magazine ist Bosch als Drahtzieher und Impulsgeber das musikalisch wichtige Zentrum: „Er fing die Vitalität, Licht und Schatten ein. […] Er dirigierte eine brillante Interpretation der Partitur mit knackigen Attacken und lebendigem Rhythmus.“
I Lombardi ist nach Oberto und Un giorno di regno die dritte Einspielung der Opernfestspiele Heidenheim innerhalb der Verdi-Reihe beim Label Coviello Classics.
Die Opernfestspiele Heidenheim 2019 finden vom 26. Mai bis 28. Juli statt. Peter Tschaikowskis Pique Dame und Giuseppe Verdis Ernani sowie das Kindermusiktheater Gold! sind die mit Spannung erwarteten Neuinszenierungen in der 10. Saison von Marcus Bosch in Heidenheim.