Holger Falk singt Darius Milhaud – Mélodies & Chansons Vol. 1

Vom humorvollen Kabarettstück bis zum ernsten Lied, vom ausgedehnten Zyklus bis zur mit flinker Hand „hingeworfenen“ Gelegenheitsarbeit

In seinem neuen Studioprojekt hat sich Holger Falk wieder exklusiv dem Liedschaffen eines Komponisten gewidmet, dessen Œuvre schier unüberschaubar ist: Darius Milhaud. Zusammen mit Steffen Schleiermacher nähert er sich diesem riesigen Konvolut mit einer ersten Auswahl, die bereits die gesamte Breite Milhaudscher Kompositionen abbildet – vom humorvollen Kabarettstück bis zum ernsten Lied, vom ausgedehnten Zyklus bis zur mit flinker Hand ‚hingeworfenen‘ Gelegenheitsarbeit. Kleine Chansons stehen neben umfangreichen Zyklen, hochartifizelle Musik neben Songs für Theaterinszenierungen.

Zuletzt bewies das Duo mit seiner Honegger-Einspielung sein Verständnis für „eine vorbildliche, äußerst nuancierte, aber nie übertriebene Liedschau“ (Fono Forum), „meißelt[e] Harmonie in schnörkellosen Qualitätsdesign und liefert[e] vitale, persönlichkeitsstarke Hochpräzision mit Seltenheitswert.“ (concerti)

Sein ganzes Leben blieb Milhaud der Tonalität treu. Atonalität und Zwölftonmusik seiner Zeitgenossen verfolgte er mit Interesse, ohne sie jemals auch nur probeweise anzuwenden. Dennoch wurde das gleichzeitige Erklingen verschiedener Tonalitäten, geradezu ein Markenzeichen Milhauds – neben der Vorliebe für spannende Anleihe bei fernen Völkern und exotischen Rhythmen. So klingt die „Vocalise-Étude“ im 5/8-Takt eher wie ein südamerikanischer Tanz als eine Gesangsübung In „Dans les Rues de Rio“ finden sich vielfältige akustische Erinnerungen an einen Aufenthalt in Brasiliens Hauptstadt und die „Soirées de Pétrograd“ – nach Aufzeichnungen russischer Emigranten entstanden – wirken fast karikaturhaft-kabarettistisch.

Und immer steht der Text im Vordergrund. Milhaud führt die Worte mit seiner Musik zu einer neuen Sphäre – besonders gut in den „Poèmes juifs“ zu beobachten. Als Textquellen bevorzugte er Paul Claudel, Léo Latil, Jean Cocteau, Paul Verlaine, Jules Supervielle und Stephan Mallarmé. Es tauchen unter den vertonten Dichtern aber auch mehrfach Rabindranath Tagore, James Joyce oder Rainer Maria Rilke auf und – überraschenderweise auch ein Katalog für Landmaschinen oder eine Blumenreklame.

Holger Falk versteht es mit seiner hochflexiblen Stimme vortrefflich, diese Sinnerweiterung zu gestalten: „Falk singt mit einer enormen klanglichen Bandbreite, die keine musikvergessene Entspannung zulässt: Es ist, als bissen sich die Texte mit jeder Silbe, jedem Ton tiefer ins Ohr hinein (…) Falks Gestaltungsvermögen ist sensationell“, resümierte die ZEIT über dessen Einspielung von Hanns-Eisler-Liedern.

Nun also spürt er weiter der Magie der französischen Künstlerbewegung „Groupe des Six“ nach: Es war der gemeinsame Geist des Aufbruchs – bei nahezu einmütiger Ablehnung Wagner‘scher und Debussy’scher Klangwelten –, zugleich die Sehnsucht nach so etwas wie musikalischer Wahrhaftigkeit, die sechs aufstrebende französische Komponisten nach Ende des Ersten Weltkriegs zusammenführten: Georges Auric, Louis Durey, Arthur Honegger, Darius Milhaud, Francis Poulenc und Germaine Tailleferre (als Taillefesse in Paris geboren und einzige Frau in der Künstlergruppe).

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