Ein Fagottist auf der Suche nach der verlorenen Zeit

Der junge deutsche Fagott-Virtuose Theo Plath präsentiert auf seinem zweiten Studioalbum „Lost Times“ gemeinsam mit dem Pianisten Aris Alexander Blettenberg Werke der Romantik und des Impressionismus in selbst erstellten Transkriptionen für Fagott und Klavier.

Es handelt sich um eines der ungelösten Rätsel der Musikgeschichte: Warum haben ausgerechnet die Komponisten der Romantik und des Impressionismus dem Fagott mit seinem so spezifischen und zugleich vielschichtigen Tonbild kaum Sololiteratur gewidmet? Einem Instrument, das in seiner Mittellage ein Spektrum von weicher Anschmiegsamkeit bis zu markanter Strenge, von dämonisch-gespenstischer Atmosphäre über strahlende Heiterkeit bis zu melancholischer Verzagtheit und Wehmut bedient? Das ebenso prädestiniert ist für humoristische Effekte in seinem tiefen Register wie zur Zeichnung von Jammer, Qual und Angst in seinem hohen? Diese Frage beschäftigt auch Theo Plath, den jungen und bereits erfolgreichen deutschen Fagottisten der letzten Jahre: „Das ist in meinen Augen umso betrüblicher, als mir der Klangcharakter des Fagotts für die Musik dieser Zeit – einem Objekt meiner Sehnsucht – überaus passend erscheint.“

Der Preisträger des Internationalen ARD-Musikwettbewerbs 2019 und Solofagottist beim hr-Sinfonieorchester Frankfurt beließ es aber nicht bei diesem Bedauern, sondern wurde selbst kreativ, indem er diese „Lost Times“ – so der Titel seiner neuen CD – für das Fagott neu zum Leben erweckte. Für seine persönliche Rückeroberung dieser verlorenen Zeiten schuf er eigene Transkriptionen klavierbegleiteter Werke für Violine bzw. Violoncello von Claude Debussy, César Franck und Nadia Boulanger, ergänzt um eine „Originalkomposition“ für Fagott von Camille Saint-Saëns. Womit er zugleich auch das offen gebliebene Zeitfenster seiner erfolgreichen Debüt-CD von 2020 mit zwei frühromantischen Fagott-Konzerten von Bernhard Crusell und Carl-Maria von Weber sowie zwei modernen Werken von Andre Jolivet und Marcel Bitsch befüllt.

Kongenialer Partner am Klavier ist der gleichaltrige 27-jährige Aris Alexander Blettenberg, der sich neben seiner pianistischen Meisterschaft auch schon als Komponist und Dirigent einen Namen gemacht hat.

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