Neue Oper von Detlev Glanert an der Semperoper Dresden (UA 10.2.24)

An der Semperoper Dresden kommt im Februar 2024 Detlev Glanerts neuestes Bühnenwerk als Auftragskomposition zur Uraufführung: die fünfaktige Oper „Die Jüdin von Toledo“ mit dem Libretto von Hans-Ulrich Treichel nach dem gleichnamigen Drama von Franz Grillparzer.

Keinem anderen deutschen Komponisten ist es wie Detlev Glanert in den vergangenen Jahrzehnten in einer vergleichbaren Frequenz und mit ähnlichem Erfolg gelungen, das moderne Musiktheater mit für uns relevanten Stoffen bzw. Inhalten zu versorgen und damit ein breites Publikum zu erreichen und zu begeistern. Nicht umsonst erhielt er bereits 2020 den OPUS Klassik als „Komponist des Jahres“ für seine Fontane-Oper „Oceane“ und wurde 2020/21 mit dem International Opera Award ausgezeichnet. Wobei Glanert seinem Publikum aber auch immer etwas abverlangt, denn die Stoffvorlagen sind, ob historisch und/oder literarisch verortet, immer von einiger Komplexität. Man denke nur an „Der Spiegel des großen Kaisers“ (UA 1995 nach Arnold Zweig, ausgezeichnet mit dem Rolf-Liebermann-Opernpreis), an „Joseph Süß“ (UA 1999 über die historisch verbürgte Figur des gleichnamigen Finanzrats), an „Scherz, Satire, Ironie und tiefere Bedeutung“ (UA 2001 nach Christian Dietrich Grabbe. Prämiert mit dem Bayerischen Theaterpreis) oder an „Solaris“ (UA 2012 nach Stanisłav Lem).

Detlev Glanerts neue Oper „Die Jüdin von Toledo“ handelt von einer scheinbar einfachen Geschichte: ein nicht mehr ganz junger und zudem verheirateter Mann begegnet einer jungen und schönen Frau, die fast noch ein Mädchen ist, und verzehrt sich geradezu leidenschaftlich nach ihr. Und das junge Mädchen, betört und geschmeichelt von dem Werben und Begehren des Mannes, lässt sich auf ein Liebesverhältnis mit ihm ein. Komplexer wird die Geschichte, wenn man weiß, dass es sich bei dem Mann um Alfonso VIII. (1148-1215), den König von Kastilien, und bei dem Mädchen um die junge Jüdin Rahel handelt, die, wie der König, im von den Mauren bedrohten und belagerten Toledo lebt. Sodass aus der scheinbar einfachen Geschichte von Ehebruch und Leidenschaft, über alle religiösen und ständischen Grenzen hinweg, eine sich immer mehr historisch, politisch und sozial verdichtende Tragödie wird. Eine Tragödie, an deren Ende Rahel, die schöne Jüdin, einen grausamen Tod erleiden muss.

Der aus einer mittelalterlichen Legendensammlung überlieferte Stoff hat dann auch nicht zuletzt wegen dieser Verdichtung seinen Weg in die Literatur gefunden. Sowohl als Drama als auch als Romanstoff, von Lope de Vega über Franz Grillparzer bis zu Lion Feuchtwanger. So ist ‚Die schöne Jüdin‘ und ihr tragisches Schicksal zum Topos und zu einem Motiv auch der Operngeschichte geworden. Ein Motiv, das immer wieder eine historisch jeweils spezifische Aktualität zu gewinnen vermag.

Wobei das Drama Grillparzers, das erstmals postum 1872 aufgeführt wurde, nicht als einzige, aber wichtige Vorlage für Detlev Glanerts neue Oper diente.

Freilich brauchte es zur musikdramatischen Tauglichkeit eine spezielle freie Transformation des Textes – womit Glanert seinen bewährten Librettisten Hans-Ulrich Treichel betraute, für den das fünfaktige in Blankversen verfasste Drama zur Vorlage einer weitgehend selbstständigen Bearbeitung des Stoffes geworden ist. Es ist die dritte Zusammenarbeit der beiden nach „Caligula“ (2006) und „Oceane“ (2019).

Die Inszenierung der Weltpremiere verantwortet der Kanadier Robert Carsen, der mit Detlev Glanert bereits bei der Uraufführung von „Oceane“ zusammenarbeitete. Die musikalische Leitung der Sächsischen Staatskapelle und des Staatsopernchors Dresden liegt in den Händen von Jonathan Darlington. Auf der Bühne zu erleben sind Heidi Stober, Lilly Jørstad, Christoph Pohl, Tanja Ariane Baumgartner, Markus Marquardt und Aaron Pegram.

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