Armida Quartett veröffentlicht Gesamtbox mit allen Mozart-Streichquartetten

Nach acht Jahren besiegelt das Armida Quartett seine Mozart-Gesamteinspielung aller 23 Streichquartette mit einer Gesamtbox, die zum Februar 2023 bei CAvi erschienen ist und alle sieben CDs / fünf Volumes enthält.

Im vergangenen Herbst komplettierte das Quartett sein Aufsehen erregendes, 2015 begonnenes Projekt, bei dem es essenzielle Forschungsarbeit für eine modernisierte Lesart des originalen Notentextes leistete. So entstand parallel zur Einspielung – gemeinsam mit dem Handschriftenexperten Wolf-Dieter Seiffert – eine neue vierbändige Urtextausgabe für den Henle Verlag.

Ihre langjährige Arbeit wirkt wie ein Jungbrunnen für die Mozart’schen Streichquartette – inklusive Loslösung von der lange tradierten, editorischen Patina, sprich von Missinterpretationen und Satzfehlern sowie der Einarbeitung modernster musikwissenschaftlicher Erkenntnisse insbesondere zu Dynamik und Artikulation. Durch ihre akribische Sichtung und Analyse der Quellen sowie deren Einrichtung für die Praxis wurde ein neues Mozart-Kapitel aufgeschlagen, das ebenso der Hörerschaft wie auch Ausführenden mittels der neuen Urtext-Ausgabe zugutekommt.

Dafür mussten Johanna Staemmler und Martin Funda (Violinen), Teresa Schwamm (Viola) und Peter Philipp Staemmler (Violoncello) zunächst eigene erlernte Mozart’sche Spielroutinen infrage stellen und erkannten dabei, „dass Urtext tatsächlich etwas ganz Lebendiges sein darf, nichts Museales hat. Man geht noch einmal ganz zurück an den Grund, den wir haben, an alle Informationen, die zu finden sind“, so die Violinistin. „Das hat unseren Mozart freier gemacht – auch weil wir uns frei machen konnten von den Interpretationen, die es schon gibt. Wir sind jetzt tatsächlich anders geworden durch dieses Quellenstudium.“ Für Marcus Stäbler setzten die Armidas mit Vol. 4 damit „ihrerseits neue Maßstäbe“ (Fono Forum) und erhielten 2022 den OPUS Klassik in der Kategorie Kammermusikeinspielung des Jahres.

Ebenso erfrischend, wie dieser junge unverbrauchte Blick auf den Notentext ist auch die (bewusst nicht chronologische) Zusammenstellung der einzelnen Volumes, die durch Kombination von Werken verschiedener Schaffensphasen bislang wenig wahrgenommene Querverbindungen hörbar macht.