Kulturschaffende äussern sich zur geplanten Einstellung von «Musik unserer Zeit»

Die Ankündigung, die SRF-Sendung «Musik unserer Zeit» per Januar 2026 einzustellen, hat in der Schweizer Kulturszene grosse Besorgnis ausgelöst. Vertreter:innen der zeitgenössischen Musik – darunter zahlreiche Kunst- und Kulturschaffende aus Basel – haben ein gemeinsames Statement verfasst, in dem sie auf die
kulturpolitische Bedeutung des Formats und auf die Rolle des öffentlich-rechtlichen Rundfunks für das musikalische Schaffen in der Schweiz hinweisen.

Statement – Das SRF «Musik unserer Zeit» wird abgeschafft:

Mit grosser Sorge nehmen wir den Entscheid vom SRF zur Kenntnis, die Sendung «Musik unserer Zeit» per Januar 2026 einzustellen. Dieses Format war über Jahrzehnte ein bedeutender Bestandteil des Kulturauftrags: Es hat die zeitgenössische Musik in all ihrer Vielfalt sichtbar gemacht und kreative Freiräume geschaffen.
Wir anerkennen den erheblichen Spardruck, unter dem SRF steht – verursacht durch sinkende kommerzielle Einnahmen, die politisch beschlossene Reduktion der Medienabgabe und den Wandel der Mediennutzung. Der öffentlich rechtliche Rundfunk hat jedoch keine primär kommerzielle Aufgabe, sondern ist dazu da, das kulturelle Schaffen in seiner Breite an ein Publikum zu bringen.
Die Unterstützung der zeitgenössischen Musik ist zentral: Sie entsteht aus dem Schaffen kreativer Menschen, die mit neuen Klangwelten auf das aktuelle Geschehen reagieren und damit das kulturelle Erbe von morgen formen. Sie schafft Räume für Begegnung, Austausch und Reflexion – und stärkt den gesellschaftlichen Zusammenhalt in einer freien, demokratischen Gesellschaft.
Wir betonen, wie wichtig die Förderung zeitgenössischer Musik und anspruchsvoller Kulturformate für die Schweiz als Musik-, Forschungs- und Kulturstandort ist. Wir appellieren daher an das UVEK und die politische Öffentlichkeit, den Handlungsspielraum des öffentlichen Rundfunks so zu gestalten, dass dieser seine kulturelle Verantwortung auch unter schwierigen Bedingungen wahrnehmen kann.

Unterschriften:
Vorstand und Geschäftsleitung der Basel Sinfonietta mit Principal Conductor, Titus Engel
Andreas Eduardo Frank, Gare du Nord Basel
Christoph Bösch, Ensemble Phönix Basel
Heinz Holliger, Komponist
Helena Winkelman, Komponistin und künstlerische Leiterin der Camerata Variabile Basel
Benedikt von Peter, Intendant Theater Basel
Aviel Cahn, Directeur général, Grand Théâtre de Genève
Matthias Scholz, Intendant Opernhaus Zürich
Dr. Thomas Gartmann, Leiter Forschung, Hochschule der Künste Bern
ensemble proton Bern
Matthias Arter, Andri Hardmeier, Collegium Novum Zürich
Mark Sattler, Lucerne Festival
Elke Lohmann, Musikfestival Bern
Pakt Bern, Netzwerk neue Musik
Javier Hagen, Ensemble UMS’nJIP, künstler. Leiter Festival für Neue Musik Forum Wallis, Präsident IGNMVS, Vorstand SME
Lucas Niggli und Marino Pliakas, steamboat switzerland
Dieter Ammann, Komponist
Nik Bärtsch, Komponist
Oscar Bianchi, Komponist
Dr. Thomas Gartmann, Leiter Forschung, Hochschule der Künste Bern
Jannik Giger, Komponist
Klaus Händl, Schriftsteller
Matthias Walpen, Musiker
Michael Wertmüller, Komponist
Marcus Weiss, Saxophonist
Rico Gubler, Fachbereichsleiter Musik, Hochschule der Künste Bern